Raphael Reift (*1987)
Mittelholzerstrasse 18
3006 Bern



Ausstellungen

2024 ETERNAL ELEMENTS (Gruppenausstellung), COMPLEX.156, Zürich
2023 Kunstwerkstatt Waldau – BEST OF (Gruppenausstellung), Kulturpunkt, Bern
2023 Best Friends Forever with Rohling Incognito (Gruppenausstellung), Outside Rohling, Bern
2023 Ulk. Enttäuschte Reimerwartung (Ausstellung mit Lesung), WABE, Basel
2023 Format K (inklusives Kunstprojekt), alte Bibliothek, Münchenbuchsee
2022 BFF x RI Merry Christmas (Gruppenausstellung), Outside Rohling, Bern
2022 Lost Darlings (Gruppenausstellung), CRMI, Langenthal
2022 Apokalyptische Phantasien (Einzelausstellung), Kulturpunkt, Bern
2022 Ausstellung im Dachstöckli (Einzelausstellung), Galerie Mayhaus, Erlach
2022 Aufgewühlt (Gruppenausstellung), Galerie im Kloster, SSBL, Emmen
2022 take ART away 20/22 (Gruppenausstellung), ductus Kunstgalerie Café Bar, Luzern
2021 BFF x RI Merry Christmas (Gruppenausstellung), Outside Rohling, Bern
2021 Supermarkt by Galerie Mayhaus (Gruppenausstellung), Galerie Mayhaus, Erlach
2021 Metaphernbalg im Bildersturm (Einzelausstellung), Hard-Cover Art Gallery, Zürich
2021 Jenseits aller Regeln (Gruppenausstellung), Kunstmuseum Thurgau, Warth
2020 Myceling (Gruppenausstellung), Künstlerhaus S11, Solothurn
2020 Reise ins Ungewisse (Einzelausstellung), Gepard14, Bern
2019 15 Werke von 2015-2019 (Einzelausstellung), Lehrerzimmer, Bern
2018 Worte suchen ihre Flügel (Einzelausstellung), Au Chalet, Biel


Publikationen

2021 Kunstmuseum Thurgau (Hrsg.): Jenseits aller Regeln - Aussenseiterkunst, ein Phänomen. Scheidegger&Spiess 2021
2020 MÄD BOOK LYRIK 5: Raphael Reift
2014 MÄD BOOK 3: Gabrielle Alioth, Daniela Dill, Leonor Gnos, Roger Monnerat, Raphael Reift und Jürg Häusler


Preise

2022 Kunstförderpreis des Lions Club Zentralschweiz



Künstler-Statement

Meine tägliche Malpraxis ist eine Ergründung des Unbewussten. Im Zustand des Flow lasse ich alles gehen und geschehen. Ich versuche die kindliche Neugier wieder zu entdecken. Quasi eine Archäologie der Kindheit. Ich bin von Kinderzeichnungen fasziniert und versuche, mich selbst bei jeder Zeichnung, bei jedem Gemälde zu überraschen. Ich weiss während des Malens nie, was dabei herauskommen wird und was ich dabei mache. Ich arbeite in Schichten. Manchmal sind es Vorzeichnungen oder geometrische Formen, Kritzeleien, Experimente mit Farben und verschiedenen Materialien, die sich intuitiv ergeben und übereinander zu einem Ganzen ergänzen. Motivisch versuche ich immer wieder Chaos und Harmonie zu balancieren. Der Ausdruck zwischen minuziöser Pinselführung und einer freieren, expressiveren Gestaltung. Ein perfektionistischer Drang zwingt mich immer wieder dazu, aus meinen eigenen Begrenzungen auszubrechen.

Ich bin fasziniert von Art Brut und Outsider Art. Aber auch für Karel Appel, Joan Miró, Jean-Michel Basquiat, Pablo Picasso und Paul Klee. Meine Titel finde ich durch Assoziation. Ich stehe vor dem fertigen Bild und versuche einen Titel zu finden, der für mich passt. Es kann eine Gedichtzeile aus einem selbstverfassten Gedicht sein oder auch eine popkulturelle Referenz. Die Bilder sollen auch ohne Titel für sich sprechen. Die Titel eröffnen eine zusätzliche Sinndimension.



Text aus dem Ausstellungskatalog der Ausstellung „Jenseits aller Regeln“

„Der gebürtige Berner Raphael Reift studierte Theologie. Nach dem Abschluss des Studiums erzwangen Depressionen einen halbjährigen Aufenthalt in der Tagesklinik der Waldau. In der dortigen Kunstwerkstatt begann er zu malen. Seither arbeitet er, einem zwanghaften gestalterischen Drang folgend, beinahe täglich mit Pinsel und Farben. Die autodidaktische Malerei ergänzt er mit anatomischen Zeichnungen des menschlichen Körpers sowie einer intensiven Beschäftigung mit dem Schaffen von Joan Miró, Jean-Michel Basquiat, Pablo Picasso und Paul Klee.

Zumeist malt Reift auf dem Boden seines Ateliers, das zugleich die Stube seiner Wohnung ist, mit Aquarellfarbe, Tinte, Acryl oder Kreide auf Papier. Seine ersten Werke sind ganz von dunklen Tönen und einer höchst sorgfältigen Linienführung bestimmt. In späteren Arbeiten pendelt der Ausdruck zwischen der minuziösen Pinselführung und einer freieren, expressiveren Gestaltung. Seine Motive schöpft Reift aus seinem Unbewussten und visualisiert diese in Bildern, in denen sich Figürliches und Symbolisches verbinden. Dabei versucht er sich ganz von seiner malenden Hand führen zu lassen.

Tierfiguren mit aufgerissenen Augen, zähnefletschende Monster, aber auch abstrakte Gebilde gehören zu Reifts wichtigsten Sujets. In Neunäugiges Monster nimmt ein feuerrotes Geschöpf mit neun Augen und einem weit geöffneten Rachen einen schwarzen, unheimlich wirkenden Bildraum in Beschlag. Haarscharf umreissen die goldenen Linien die spitzen Zähne und markieren präzis die Umrisse und Formen des unheimlichen Wesens. Obwohl die neun Augen nur halb geöffnet sind, scheinen sie alles zu überwachen. Die lauernden Blicke und das aufgesperrte Maul erzeugen Unbehagen. Die Situation scheint bedrohlich und hoffnungslos, denn der schwarze Bildgrund lässt keinen Lichtschimmer aufblitzen.

Reift entwickelte schon während seiner Studienzeit auch ein Interesse für die Ausdrucksmöglichkeiten der lyrischen Sprache und schreibt regelmässig Gedichte. Sein jüngst erschienenes Buch Tinte blutet aufs Blatt zeugt von seinen Erfahrungen mit Angstzuständen. In einem von diesen Gedichten entwerfen knappe, scharfe Sätze ein bissiges Ungeheuer:


«Scham, deine
scharfen Zähne
schlagen mich in die
Flucht. Und:

Hier kommt die
Angst!»“

Quelle: Astrid Sedlmeier: Raphael Reift, in Kunstmuseum Thurgau (Hrsg.). Jenseits aller Regeln - Aussenseiterkunst, ein Phänomen. Scheidegger&Spiess 2021, S. 228.